Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat angekündigt, Drogenanalysen künftig auch bundesweit ermöglichen zu wollen. Dies soll durch die kommende Arzneimittel-Reform erfolgen. Kürzlich hatte die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit verlautbart, dass die Bundeshauptstadt ab jetzt ein Drug-Checking-Angebot für Konsumenten offeriert – ein Musterbeispiel für vernünftigere Drogenpolitik, wenn auch in ihren Grundzügen weiterhin prohibitiv.
Dass der Spiegel sich äußert, in Berlin könnten «Süchtige ihre Drogen bereits auf die Inhaltsstoffe untersuchen lassen», ist eine anekdotische Randnotiz, die nur die Ignoranz des Blattes gegenüber der Realität demonstriert. Denn es gibt weitaus mehr Freizeitkonsumenten von psychoaktiven Drogen als Süchtige.
Noch zynischer wird es, wenn man sich zu Gemüte führt, was die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Berlin zum Thema von sich gibt: Sie moniert allen Ernstes, dass es an den Test- und Beratungsstellen keine Strafverfolgung geben soll. Die Polizei könne nicht wegsehen, wenn jemand eine illegalisierte Substanz besitze, auch wenn er oder sie damit zur Analyse des Drug Checkings wolle. Doch welchen Sinn hätte ein Drug-Checking-Angebot, wenn direkt nach Abgabe einer Substanz die Handschellen klicken? Auch hier herrscht schlichte Ignoranz gegenüber der Realität – und es beißt sich die Katze in den Schwanz. Einerseits sind diverse Stoffe willkürlich verboten, andererseits kann man genau diese offiziell testen lassen. Letzteres ist für Konsumenten längst überfällig, für die Polizei aber eine missliche Situation. Dies spiegelt auch den Widersinn des gesamten Betäubungsmittelgesetzes wider.
Dass Karl Lauterbach Drug Checking flächendeckend in Deutschland etablieren möchte, ist natürlich ein gutes Signal und der richtige Weg. Gesundheitsschutz trotz eines durch und durch unmenschlichen Drogenverbots. Bleibt abzuwarten, wie die Bundespolitik dies durch- und umsetzt. Es wäre an der Zeit.
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