Koka – Erythroxylum coca

XtraReferat zur LAG-Drogenpolitik-Veranstaltung "Kokatee legalisieren?"

Blätter des Coca-Strauchs Erythroxylum coca.

Text: Michael Kleim

„Das natürliche Kokablatt ist wie ein Emblem, das die Identität der anden-amazonischen Ahnenvölker schützt.“

—David Choquehuanca, bolivianischer Vizepräsident, Wien, 14. März 2024

Koka wird

als heilig verehrt dämonisiert
als Heilmittel und Tee genutzt kriminalisiert
Symbol sozialer und kultureller Identitätbekämpft

 

Die Heimat des Kokastrauches liegt an den Osthängen der Anden von Peru, Bolivien bis Kolumbien. Hier wächst der Kokastrauch in Höhen zwischen 300 und 2000 Meter über dem Meeresspiegel. Diese Länder sind auch heute noch die Hauptanbaugebiete für Koka mit einem Anteil an der weltweiten Ernte von 54 % in Kolumbien, 30 % in Peru und 16 % Bolivien (Stand 2005).

Koka ist eine heilige Pflanze der andinen indigenen Bevölkerung und auch für Gesellschaften innerhalb des Amazonasgebietes. Der Kokagebrauch stellt eine alte Kultur dar, die für mindestens 3000 Jahre nachweisbar ist (durch archäologische Funde belegt). Koka ist bis heute ein Ausdruck indigener Kultur und Identität. Indigene Mythen berichten von einem göttlichen Ursprung dieser Pflanze. Deshalb verbindet Koka nach indigenem Verständnis die göttliche Sphäre mit der irdischen Wirklichkeit.

Am weitesten verbreitet ist das Kauen der Kokablätter, aber auch Mate de Coca (Kokatee) hat einen festen Platz im Alltag der Anden-Bevölkerung. Desweiteren gibt es Koka-Likör, -Wein, -Bier, -Limonade, -Bonbons und sogar Koka-Zahnpasta.

Im 19. Jahrhundert waren in Europa und den USA Kokapräparate frei in Apotheken erhältlich. Zwei Apotheker vermarkteten erfolgreich kokahaltige Getränke:

  • Angelo Mariani – Vin Mariani

Ein beliebter Kokawein, u.a. von Königin Viktoria und verschiedenen Päpsten geschätzt.

  • John Stith Pemperton – Coca Cola

Im Zuge der moralisch motivierten Anti-Drogen-Kampagnen Ende des 19. Jahrhunderts wurde diese Praxis beendet. Der verbreiteten Limonade Coca Cola wurde ab 1902 Kokaextrakt zugefügt, dem das Kokain entzogen wurde.

In Deutschland beendete das Opiumgesetz von 1920 die Vermarktung von Koka-Produkten.

Coca-Museum

Das Coca-Museum Bolivien befindet sich im Zentrum von La Paz. Die Exposition bietet einen historischen Überblick über die vielfältige Nutzung der Kokapflanze und ihrer kulturellen Bedeutung für die Andenbevölkerung. Es ist mit dem International Coca Research Institute in La Paz, dem Regierungssitz in Bolivien, verbunden.

Ebenso gibt es in Peru Ausstellungen zur Kultur der Kokapflanze.

Spirituelle Bedeutung und ritueller Gebrauch

Koka nimmt im Rahmen des andinen Schamanismus eine zentrale Rolle ein. Hier dienen Kokablätter als Opfergabe bei Heilzeremonien und den Schaman*innen als Brücke in die unsichtbare Welt. Patienten hilft Koka als natürliches Heilmittel, analog dem volksmedizinischen Gebrauch.

Im spirituellen Alltag der andinen Bevölkerung dient Koka auch

  • bei Opfer- und Kulthandlungen,
  • bei der Verehrung von Pacha Mama,
  • im Zusammenhang mit katholischen Bräuchen, zum Beispiel zu Ehren der Mutter Maria,
  • an Feiertagen.

Pacha Mama

Die Pacha Mama wird bei den Andenvölkern als göttliches Wesen verehrt. Sie repräsentiert die mütterliche Erde, ebenso Fruchtbarkeit und natürliche Welt. Ökologisches Bewusstsein wird durch diese spirituelle Wahrnehmung geschärft. Mit Opfergaben wird Pacha Mama für ihre Großzügigkeit und Fürsorge gedankt. Neben Lebensmitteln und Tabak spielen Kokablätter eine wesentliche Rolle. Im katholischen Kontext wurde der Kult um Pacha Mama teilweise auch auf Mutter Maria übertragen. Diese Legende beschreibt den Zusammenhang: Nach der Geburt Jesu musste die Heilige Familie vor Verfolgungen fliehen. Gott stärkte Maria, indem er für sie einen Kokastrauch wachsen ließ, dessen Blätter sie erfrischten.

Soziale Bedeutung

Koka-Blätter unterstützten das Zusammenleben der indigenen Bevölkerung. Sie werden u.a. gereicht zur Begrüßung, als Gastgeschenk und als Zeichen des gegenseitigen Respektes. In früheren Epochen dienten Kokablätter auch als Tauschwert.

Im Alltag ist gemeinsames Kokakauen oder Mate de Coca trinken eine verbindende Handlung, ähnlich wie in anderen Kulturen Kaffee, Tee, Kava Kava, Betel und Cola Nuss.

Die kulturelle Bedeutung von Koka könnte auch mit der Rolle des Weins in Europa verglichen werden, der einerseits eine spirituelle Funktion trägt (Judentum: Shabbat-Wein, Pessach-Wein; Christentum: Eucharistie und Abendmahl), andererseits soziale Bindungskräfte besitzt.

Medizinische Nutzung

Koka hilft sehr effektiv gegen Höhenkrankheit, was in den Anden von großer Bedeutung ist.

Volksmedizinischer Gebrauch bei den andinen Völkern Südamerikas

Koka-Blätter werden medizinisch eingesetzt als

Kaumischung und Tee/innere Anwendung bei

  • Zahnschmerz,
  • Höhenkrankheit,
  • Magenbeschwerden,
  • Fieber und Erkältungen,
  • Rheuma,
  • Koliken,
  • Kopfschmerz als Tonikum.

Umschläge und Salbe/äußere Anwendung bei

  • schmerzenden Stellen,
  • Knochenbruch,
  • Kopfschmerz,
  • Lokalanästhesie,
  • Zahnpastazusatz/Verwendung zur Zahn- und Zahnfleischprophylaxe.

Schulmedizinische Anwendung

Kokain, das isolierte Hauptalkaloid des Kokastrauches, wird medizinisch verwendet

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