Konsum von LSD und anderen Psychedelika fördert das Umweltbewusstsein

Foto: Clemense 1980

Erstmals konnten Forscher einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Psychedelika-Konsum und Umweltbewusstsein nachweisen.

Bekanntermaßen entwickeln Menschen, die der Natur ein Bewusstsein zuschreiben, im Durchschnitt ein aktiveres Umweltbewusstsein. Gleichzeitig zeigen Untersuchungen zu klassischen Psychedelika (wie LSD oder Psilocybin), dass viele Menschen im psychedelischen Zustand die Natur als beseelt oder mit einem umfassenden Bewusstsein ausgestattet erleben. Dieses Gefühl wird häufig mit Sätzen wie «Alles ist eins» umschrieben.
Aus diesen Beobachtungen entwickelten die Wissenschaftler Matthias Forstmann und Christina Saglioglou die Hypothese, dass der Konsum psychedelischer Substanzen das Umweltbewusstsein verstärken könnte. Um diese Idee zu testen, führten sie eine Online-Befragung auf der Internetplattform Mechanical Turk (www.mturk.com) durch. Dort konnten sie die Selbstauskünfte von 1487 Personen, davon 913 weiblich, 566 männlich und 8 intersexuell, zusammentragen. Die Umfrageteilnehmer waren im Durchschnitt 35 Jahre alt, und 27 Prozent von ihnen hatten bereits eigene Erfahrungen mit LSD und anderen Psychedelika gemacht.
Der Fragebogen untersuchte die gefühlte Verbundenheit zur Natur, den tatsächlichen umweltbezogenen Lebensstil sowie den Umgang mit verschiedenen psychoaktiven Substanzen. So mussten die Teilnehmer ihre erlebte Nähe zur Natur anhand von Aussagen wie «Ich bin nicht getrennt von der Natur, sondern ein Teil von ihr» bewerten. Auch ihre Einschätzung des Verhältnisses von Mensch und Natur wurde über Aussagen wie «Menschen haben das Recht, sich alle Ressourcen aus der Natur zu nehmen» erfragt. Außerdem sollte das persönliche Bedürfnis nach Naturerfahrungen angegeben werden. Wie umweltbewusst der Lebensstil der Teilnehmer tatsächlich war, schloss man aus Angaben zum Wasserverbrauch, Abfallentsorgung, der Art der Teilnahme am Straßenverkehr (Auto, Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel) und ökologisch bewusstem Kaufverhalten.

Die Autoren vermuten, dass die Empathie zur Natur durch Psychedelika nachhaltig verstärkt wird.

Der Konsum psychedelischer Substanzen korrelierte sowohl mit Naturverbundenheit (r = 0,3, p > 0,001), als auch mit einem umweltbewussten Lebensstil (r = 0,23, p > 0,001). Ein solcher Zusammenhang konnte beim Konsum keiner anderen Substanzklasse (Dissoziativa, Empathogene, Cannabinoide, Alkohol, Nikotin oder Coffein) festgestellt werden. Die Autoren der Studie vermuten, dass durch die intensive Erfahrung von Verbundenheit mit der Natur die Empathie zur Natur durch Psychedelika nachhaltig verstärkt wird.
Die Autoren weisen darauf hin, dass aus Korrelationsstudien keine sichere Kausalität abgeleitet werden kann. Alternative Erklärungen können derzeit nicht ausgeschlossen werden. Beispielsweise könnte der Konsum von Psychedelika in Gesellschaftsteilen mit hohem Umweltbewusstsein kulturell stärker verankert sein.

Forstmann and Saglioglou, 2017, «Lifetime experience with (classic) psychedelics predicts pro-environmental behavior through an increase in nature relatedness», Journal of Psychopharmacology, Vol. 31 (8) 975–988

Linus Naumann