Encod-Gründer Joep Oomen gestorben
Der belgische Aktivist Joep Oomen, Gründer von Encod (European Coalition for Just and Effective Drug Policies), wurde am 18. März in seinem Haus in Antwerpen tot im Bett gefunden. Mit Oomen, der nur 54 Jahre alt wurde, geht der Welt ein vielseitiger und einflussreicher Pionier der antiprohibitionistischen Bewegung verloren. Oomen erfand u.a. die berüchtigten Cannabis Social Clubs (private Clubs, die Cannabis anbauen und an die Mitglieder abgeben), richtete die ersten CSC der Welt in Belgien ein und verteidigte sie vor Gericht erfolgreich. Inzwischen gibt es zahlreiche CSC in Spanien und anderen Ländern. Eine ausführliche Würdigung von Oomens Person und Werk folgt in Lucy’s Rausch Nr. 4.
www.encod.org
UNGASS
Politik in Sachen psychoaktive Substanzen künftig verhalten soll (siehe dazu die Kolumne von Hans Cousto in Lucy’s Rausch Nr. 2). Die Konferenz fand nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe statt; wir werden in Nr. 4 ausführlich über die Ergebnisse berichten.
www.unodc.org/ungass2016
Filmische Reise durch den Amazonas-Urwald
Richard Evans Schultes war ein US-amerikanischer Biologe und gilt als Begründer der Ethnobotanik. Nicht nur deshalb sollte er Psychonauten ein Begriff sein. Der Forscher hatte zusammen mit LSD-Entdecker Albert Hofmann unter anderem das wegweisende Buch Pflanzen der Götter verfasst, das bis heute seine Gültigkeit hat.
Im neuen in Schwarzweiß gedrehten Film Der Schamane und die Schlange des kolumbianischen Regisseurs Ciro Guerra ist zu sehen, wie Schultes im amazonischen Regenwald auf der Suche nach einem geheimnisvollen Entheogen ist und dabei von einem alten Schamanen begleitet wird. Parallel wird die Geschichte des deutschen Anthropologen Theodor Koch-Grünberg erzählt, der Anfang des 20. Jahrhunderts unter anderem indigene Ethnien Brasiliens erforschte. «Packend, wie uns Guerra über Mensch, Natur und die destruktive Macht des Kolonialismus nachdenken lässt, wie er die Rollen umkehrt, unvergesslich seine Tauchfahrt ins Innere des immensen Regenwalds.» (Walter Ruggle)
Dauer: 125 Minuten, Verleih: Trigon Film. Seit April
in den Kinos und auf DVD. 2015 nominiert für
einen Oscar «Bester fremdsprachiger Film».
Ein Trailer des Films ist auf Youtube zu finden:
www.youtube.com/watch?v=yHfoJpZyFuA
Ayahuasca-Fonds hilft Betroffenen
Die Vereinigung Ayahuasca Defense Fund (ADF) wurde 2014 auf der World Ayahuasca Conference auf Ibiza gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, Personen juristisch und finanziell zur Seite zu stehen, die wegen Ayahuasca Probleme mit der Gesetzgebung haben. Darüber hinaus setzt sich der ADF dafür ein, dass Ayahuasca in der Öffentlichkeit nicht mehr als Droge, sondern als Sakrament anerkannt und möglichst entstigmatisiert und legalisiert wird. Die Internetseite wartet mit zahlreichen Informationen zur Institution auf und bietet die Möglichkeit, als Betroffener Kontakt aufzunehmen oder sich als Mitstreiter und Unterstützer zu engagieren.
www.ayahuascadefense.com
Freisprüche & Homegrowing für Cannabispatienten
Deutsche Cannabispatienten dürfen im Ausnahmefall zuhause Gras anbauen. Gleich viermal gab es im März dieses Jahres Freisprüche für Patienten. Alle vier besaßen Ausnahmegenehmigungen der Bundesopiumstelle zum Erwerb von Medizinalhanf und waren bei Hausdurchsuchungen aufgeflogen. In drei Fällen ging es um Growing mit Erträgen bis zu einem Kilo, im vierten um 13 Gramm Schwarzmarkt-Cannabis.
Weil Apotheken-Cannabis mit 15–25 Euro pro Gramm kaum bezahlbar ist, wurde den Patienten der «rechtfertigende» bzw. «entschuldigende Notstand» zugestanden – und damit der Freispruch. Richter und Staatsanwaltschaft entschieden zugunsten der Patienten, die die monatlichen Kosten von bis zu 1200 Euro nicht aufbringen können. Am 6. April entschied dann das Bundesverwaltungsgericht Leipzig, dass ein 52-jähriger MS-Patient seine Medizin zuhause anbauen darf (BVerwG 3 C 10.14) – die Bundesopiumstelle muss damit ab jetzt entsprechende Anträge von schwerkranken Cannabispatienten genehmigen.
Details und weitere Infos auf der Website der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM): www.cannabis-med.org
IN MEMORIAM ERNST FUCHS
Am 9. November 2015 starb Ernst Fuchs in Wien. Der am 13. Februar 1930 in Wien geborene Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus (mit Arik Brauer, Wolfgang Hutter u.a.) war väterlicherseits jüdischer Abstammung; 1942 konvertierte er zum römisch-katholischen Glauben. Mythische und später religiöse Inhalte prägten seine visionäre Kunst.
Mitte der 1970er-Jahre stieß ich auf die Cherub-Bilder von Ernst Fuchs. Eine Entdeckung und Offenbarung. Die detaillierte Plastizität dieser mythischen Köpfe, funkelnd in leuchtenden Farben, war die präzise Wiedergabe meiner eigenen Visionen! Der Meister selbst schrieb über seine Kunst: «Ich war immer befasst mit einer Malerei, die jene Bilder wiedergibt, die andere Menschen in Träumen oder Halluzinationen sehen.» In seinem Buch Architectura caelestis (1966) erläutert Fuchs detailliert seine Erfahrungen mit Peyote, Haschisch und Opium, die seine Topographien innerer Räume stimuliert und inspiriert hatten.
Sein religiös-schwülstiges und nicht selten routiniert nachlässiges Spätwerk enttäuschte mich oft. Dennoch bewies er in faszinierenden Bildern, dass Maler Unsichtbares sichtbar machen und phantastische Visionen unserer inneren Welten zum Ausdruck bringen können – in jeder Zeit aufs Neue.
Text Claudia Müller-Ebeling