Lucy’s Mix Nr. 5

Neue Studien: So wirkt LSD im Menschen

Nachdem 2016 eine Studie zur Wirkweise von LSD im Gehirn mit bildgebenden Verfahren veröffentlicht wurde (vgl. Lucy’s Nr. 4), haben Wissenschaftler Anfang 2017 zwei weitere Untersuchungen zur LSD-Pharmakologie publiziert. Eine Studie konnte die kristalline Struktur des LSD und der serotonergen Rezeptoren, an die es bindet, nachweisen. LSD wirkt demnach, verglichen mit anderen Tryptaminen, besonders lange, weil sich durch die Kristallstruktur eine sehr starke Bindung ergibt, die sich nur schwer wieder löst (Wacker et al. 2017). Eine weitere Studie beschäftigt sich mit den Rezeptortypen, an die LSD bindet, und klärt auf, dass die psychoaktiven Effekte der Substanz primär durch die Assoziation mit dem 5-HT2A-Serotoninrezeptor induziert werden. Bei Blockade dieses Rezeptoren-Subtyps durch das Medikament Ketanserin wird auch die halluzinogene Wirkung von LSD unterdrückt. Der 5-HT2ARezeptor ist beim Menschen zusammen mit gewissen Hirnregionen für das Entstehen von Gefühlen und Eindrücken verantwortlich, mit denen wir den Dingen Sinn und Bedeutung beimessen. LSD kann offenbar in Interaktion mit dem Rezeptorensystem ebenjene Gefühle von Bedeutung und Sinn begünstigen (Preller et al. 2017).

Preller, Katrin H. et al. (2017): The Fabric of Meaning and Subjective Effects in LSD-Induced States Depend on Serotonin 2A Receptor Activation. Current Biology 27(3): 451–457.
Wacker, Daniel et al. (2017): Crystal Structure of an LSD-Bound Human Serotonin Receptor. Cell 168(3): 377–389.e12.

Foto: Shutterstock

Medizinalcannabis – neu auf Rezept!

Cannabispatienten in Deutschland können aufatmen: Seit dem 10. März 2017 gilt in Deutschland ein neues Gesetz zum Umgang mit medizinischen Cannabisblüten und -präparaten. Der Bundestag hatte am 19. Januar einstimmig beschlossen, die juristische Neuerung einzuführen. Das Gesetz sieht vor, dass kranke Menschen, die mit Cannabismedikamenten erfolgreich behandelt werden können, nicht mehr wie bisher eine Ausnahmeerlaubnis von der Bundesopiumstelle benötigen, sondern stattdessen ein Betäubungsmittelrezept vom Haus- oder Facharzt erhalten. Auf Antrag übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Medizin – die Versicherer dürfen die Übernahme laut Gesetz nur in begründeten Ausnahmefällen ablehnen.

Wie sich die Neuregelung in der Praxis gestalten wird, muss sich noch zeigen. Eine Hürde auf dem Weg bildet möglicherweise das von den Kassen vorgegebene Arzneimittelbudget der Ärzte. Ohne eine Ausnahmeregelung über die Verordnung der teuren Cannabismedizin würde so mancher Arzt sein Budget deutlich überschreiten. Einige Cannabispatienten benötigen Blüten oder Extrakte für bis zu 2500 Euro pro Monat. Pro Patient stehen einem Hausarzt aber, je nach Region, nur zwischen 5 und 30 Euro im Quartal zur Verfügung. Alles, was darüber hinaus verschrieben wird, geht zu Lasten des Arztes, der die Differenz aus eigener Tasche begleichen muss. Deshalb ist es nötig, dass die Krankenkassen in Sachen Hanfmedizin entsprechende Sonderregelungen verfügen. Weitere Infos zur Gesetzesänderung gibt es beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und bei der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (IACM).

www.bfarm.de, www.cannabis-med.org

Netzwerk für eine bessere Welt

Dass soziale Netzwerke nicht nur auf Gewinn programmiert sein müssen, will ein Projekt namens «Human Connection» zeigen;, das «sich auf lokalen und globalen positiven Wandel konzentriert » (Zitat Website). Den Betreibern der Plattform geht es um eine Vernetzung, die ein harmonischeres Miteinander und eine umwelt- und ökologisch bewusste Lebensweise fördern und verbreiten soll. Im Gegensatz zu Facebook & Co. Sollen bei Human Connection nicht Werbung und Meinungsmache im Vordergrund stehen. Zurzeit werden Menschen gesucht, die sich beim Aufbau des Netzwerks einbringen und Human Connection mitgestalten wollen.

http://de.humanconnection.org

Bei PTSD kann MDMA-Therapie helfen. Foto: U.S. Dep. VA

MDMA in der Therapie

Die US-amerikanische Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies (MAPS) engagiert sich seit vielen Jahren dafür, dass MDMA wieder in den therapeutischen Alltag zurückgeholt wird. MAPS zeichnet deshalb auch für diverse klinische Studien verantwortlich, die den psychotherapeutischen Nutzen des MDMA bei Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) nachweisen sollen. Unter anderem werden an gesunden Probanden die psychologischen Effekte von MDMA untersucht, um entsprechende Erkenntnisse auf die mögliche Unterstützung des Entaktogens im psychotherapeutischen Setting zu übertragen. Im Februar 2017 wurde die zweitgrößte Studie zu dieser Fragestellung in Boulder, Colorado, erfolgreich abgeschlossen; im Laufe des Jahres startet dann die dritte und letzte Phase, deren Ergebnisse darüber entscheiden werden, ob MDMA für den psychotherapeutischen Gebrauch zugelassen werden kann.

www.maps.org

Psychedelikforschung

Anfang Februar wurde in Deutschland ein Verein zur Förderung psychedelischer Wissenschaften gegründet: Die MIND Foundation – European Foundation for Psychedelic Science wurde vom Sozialwissenschaftler Henrik Jungaberle initiiert. Sie versteht sich als Netzwerk, das die interdisziplinären Wissenschaften, die der psychedelischen Forschung dienen, in Dialog miteinander bringen und diesen fördern will. Auf der Website des Vereins heißt es: «MIND vernetzt Wissenschaftler aus den Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften, um zu forschen, Anträge zu stellen, Ergebnisse zu diskutieren und verlässliches Wissen zu erschaffen. Und wir bringen Wissenschaftler mit Unterstützern in Verbindung: Studierende, Therapeuten, Sponsoren und Entscheider. Außerdem geht es uns um die adäquate Prävention von Komplikationen im Umgang mit diesen Zuständen.» Ein wissenschaftlicher Beirat wird laut MIND derzeit zusammengestellt.

www.mind-foundation.org

Illustrationen: Eugenia Loli

Für einen selbstbestimmten Gebrauch von psychoaktiven Substanzen

Psychonauten sind zumeist nicht begeistert davon, dass der Staat den Menschen vorschreibt, welche Substanzen sie gebrauchen dürfen und welche nicht. Die Drogengesetze bauen auf Strafverfolgung, Einschüchterung und Repression. Wer sein inneres Selbst mithilfe illegalisierter Psychoaktiva erforschen möchte, macht sich in der Praxis damit zum Straftäter. Um dies der Öffentlichkeit bewusst zu machen und alternative Ansätze und Lösungswege aufzuzeigen, begeben sich immer wieder engagierte Aktivisten auf politisch dünnes Eis.

Die Arbeitsgruppe Substanz gehört zu den wegweisenden Initiativen, die sich für den selbstbestimmten Gebrauch von psychoaktiven Substanzen einsetzen. Die Arbeitsgruppe konstatiert, dass das Betäubungsmittelgesetz «das im Grundgesetz festgelegte Persönlichkeitsrecht» ignoriert, die wissenschaftlichen Erkenntnisse unterschlägt und nicht respektiert, «dass die meisten Menschen mit psychoaktiven Substanzen verantwortungsbewusst umgehen können und sie aus freier Entscheidung verwenden. Die Arbeitsgruppe Substanz engagiert sich für eine Drogenpolitik, die auf einem rational-kritischen Vorgehen und allgemein menschlichen Grundsätzen basiert. Das Abstinenzdogma ist wider die menschliche Natur; jede erwachsene Person sollte über ihr Bewusstsein und ihren Körper selbst bestimmen dürfen!»

Das Buch dazu erscheint im Herbst 2017 im Nachtschatten Verlag. http://substanz.info

R.I.P. Samuel Widmer 24. Dezember 1948 –18. Januar 2017

Samuel Paul Widmer Nicolet aus der Schweiz war ein Mann, der polarisierte. Der Psychotherapeut, Arzt und Psychiater hatte sich immer wieder für die psycholytische Psychotherapie stark gemacht und bahnbrechende Bücher zum Thema veröffentlicht, zum Beispiel Ins Herz der Dinge lauschen: Vom Erwachen der Liebe (Nachtschatten Verlag). Widmer, der sich als Meister und Lehrer seiner Kirschblütengemeinschaft in Lüsslingen-Nennigkofen in der Nähe von Solothurn etabliert hatte, starb mit 68 Jahren an Herzversagen. In den letzten Jahren hatte es wiederholt mediale Schlammschlachten um ihn gegeben, weil er seine psycholytischen Behandlungen angeblich mit illegalen Substanzen (MDMA, Meskalin) unterstützt hatte.

www.kirschbaumbluete.ch