Kunst kann berühren und betören, verschrecken und verstören, entzücken und beglücken, faszinieren und schockieren. Und manchmal hinterlässt sie tiefe Spuren in unserem kollektiven Bildgedächtnis – wie die Gemälde von Pieter Bruegel dem Älteren.
Seine 1563 und 1567 entstandenen Gemälde prägten unsere Vorstellungen vom Turmbau zu Babel und vom Schlaraffenland. Der »Bauernbruegel« brachte uns erstmals den bäuerlichen Alltag nahe. Er inszenierte als erster das biblische Geschehen in seiner Zeit und Welt. Ihm verdanken wir Landschaften und spielende Kinder im Großformat. Und ohne den »Höllenbruegel« hätten die »Dulle Griet«, Dämonen und verkehrte Welten des Lasters nicht unsere Vorstellungen bevölkert. Der größte niederländische Maler des 16. Jahrhunderts, der 1569 im Alter von nur 41 Jahren starb, hinterließ in den kurzen zwei Jahrzehnten seiner Schaffenszeit ein überschaubares Oeuvre von Zeichnungen, Stichen und Gemälden. Im Laufe seines kurzen Lebens machte er Zeitgenossen und nachfolgende Generationen auf trügerische Fallen aufmerksam, auf Kurzsichtigkeit, dogmatische Verblendung und kurzfristige Vergnügen, denen wir gerne tiefere Erkenntnisse und das große Ganze opfern – bis heute.
Etwa ein Drittel seiner Werke hütet das Kunsthistorische Museum in Wien, das anlässlich seines 450. Todesjahres eine grandiose Jahrhundertausstellung ausrichtete. […]
Claudia Müller-Ebeling
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