Der Herr der LSD-Blotter: Mark McCloud

Mark McCloud, der Blotter-Sammler, Foto: zvg

Egal, wo man diesen Typen trifft, wenn man sich mit ihm unterhält, gibt es nur ein Thema. Immer wieder hört man von ihm den Satz: «Ich war blind, doch nun kann ich sehen». Diesmal tanzt er zu Freak Out und lächelt dabei. Denn hier auf Camp Rip Widow Rainbow, dem Festival einer kleinen vegetarischen Hippiekommune, ist Mark McCloud zu Hause. Auch wenn er heimlich Steaks grillt. Ein «Versteckspiel» nennt er das und findet es lustig.

Die Szenerie erinnert an den Track «Converting Vegetarians» vom Psytrance-Duo Infected Mushroom; Marks normalerweise scharfer Blick verklärt sich und schweift zurück in die Vergangenheit: Damals war er ein junger Freak, ohne das Politische, ohne Fragen nach Sinn, ohne Interesse an Gesellschaft, ohne den Wunsch, alles besser zu machen. Er lacht. 1966 in den USA in einem Internat in Claremont untergebracht, fast 10 000 Kilometer von zu Hause entfernt, zog es ihn als Achtklässler in den psychedelischen Strudel. Er erzählt, wie er mit seinen Buddys nach der Schule Pot rauchte. Oder wie er seiner Jugendliebe auf Meskalin Huxley vorlas – beim Campen. So führt ihn der Besuch des Festivals zurück zu seinen Wurzeln.

Damals wie heute ist das Leben ein heilloses Durcheinander – und er mittendrin. Wäre es nach seiner argentinischen Familie aus Buenos Aires gegangen, hätte Mark heute einen Doktortitel. Er war an der Universität von Kalifornien für Psychologie eingeschrieben; später wurde er verstoßen, als er mit knapp 20 verkündete, er würde jetzt doch Kunst studieren. Aber er ließ sich nicht beirren und begegnete 1971 in seinem ersten Kunstseminar an der Universität von Santa Clara Paul Kos’ abstrakten Fiberglas-Skulpturen. Als Mark 1973 wegen des Vietnamkriegs von Präsident Nixon in die US-Armee einberufen wurde, beging er Fahnenflucht und zog nach Paris: Nun war er ein Krimineller – aber immerhin einer, der im Louvre die alten Meister studierte.

Erst als ihn Präsident Carter Jahre später begnadigte, kehrte er in die USA zurück und machte den Master in Davis. Kurz darauf brach er das Doktorat ab und zog nach San Francisco, weil nur dort eine Galerie sein Werk ausstellen wollte. Schon damals sammelte er Trips, aber anders als heute sammelte er sie in der Kühltruhe, um sie zu essen, und nicht, um sie zu rahmen. Er lacht, und ich erinnere ihn an die Story von seinem ersten Trip, wie sie im Vice-Magazin zu lesen war: Dort stand, es sei in einem Strandhotel in Santa Barbara passiert, und der Hit sei eine Ladung Acid von der berüchtigten Brotherhood of Eternal Love gewesen, die das Ziel hatte, durch LSD eine spirituelle Gesellschaft zu schaffen. […]

Flann Rombeath

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