Delfine im Kugelfisch-Rausch

Eine kuriose Entdeckung der Macher von "Spione im Tierreich"

Der Konsum bzw. Einfluss psychoaktiver Moleküle ist für den Menschen eine seit Jahrtausenden in Kunst und Kultur fest verankerte Tatsache. Doch Homo sapiens ist nicht das einzige Wesen, dass sich absichtsvoll berauscht: Auch im Tierreich wird an psychoaktiven Gewächsen, Pilzen und teilweise sogar anderen Tieren geknabbert.

Dafür gibt es zahlreiche Belege, und einige davon sind gar alltäglich: So sind beispielsweise viele Katzenbesitzer mit der Euphorie ihres Haustieres vertraut, wenn sie ihm Katzenminze (Nepeta cataria) oder andere Nepetalacton-haltige u.ä. Pflanzen reichen. In der Regel fängt das Tier an, sein Gesicht in der Minze zu wühlen und in eine Art euphorisch-taumeligen Trancezustand zu geraten. Nachtschatten-Autor Dirk Netter geht im ersten Teil seiner Artikelreihe detailliert auf die Wirkungsweise von Nepeta cataria und anderer Tierrauschmittel ein.

In der u.a. von der BBC produzierten Dokumentationsserie »Spione im Tierreich« (orig.: »Spy in the Wild«), aus der wir hier einen Ausschnitt präsentieren, machte man eine neue Entdeckung hinsichtlich tierischen Drogenkonsums: Eine Gruppe Delfine spielt mit einem aufgeblähten Kugelfisch (Tetraodontidae) wie mit einem Ball. Die Artgenossen spielen sich den Fisch zu, behalten ihn jeweils lange im Schnabel, um sich dessen Gift zu applizieren. Die Meeressäuger bekommen davon einen müden Blick, ihre Augen werden klein und sie lassen sich wie benommen entspannt durch das Wasser treiben.

Grund für den Rausch ist das Gift des Kugelfisches – Tetrodotoxin (kurz: TTX). Das Nervengift ist für Menschen schon in geringen Mengen tödlich, doch Delfinen scheint das Toxin nicht in diesem Maße zu schaden – zudem wissen sie offenkundig, wie sie mit dem Fisch umzugehen haben. Der Kugelfisch scheint zwar schockiert von der etwas rauhen Umgangsweise der Delfine, kommt aber mit Ausnahme von ein paar Kratzern unverletzt davon. Die Delfine passen regelrecht auf, den berauschenden Fisch nicht zu verletzen.

Die Produzenten von »Spione im Tierreich« griffen für die Aufnahme ihres Materials häufig auf Roboter zurück, die mit Kameras ausgestattet waren und Tiere imitieren sollten.

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