Gute Drogen alleine genügen nicht

Drogenkonsum ist grundsätzlich nicht ein Problem, dem entgegengewirkt werden muss, sondern der Konsum psychoaktiver Substanzen ist als Phänomen wahrzunehmen, das unter bestimmten Voraussetzungen in die Lebenswirklichkeiten der Menschen integrierbar ist und dort einen berechtigten Platz haben kann. Die Voraussetzung dafür ist Drogenkompetenz als Basis eines autonom kontrollierten, sozial integrierten und vor allem genussorientierten Konsums.

Wenn man selbst nicht in guter Verfassung ist, helfen auch keine Psychoaktiva, denn diese verstärken vor allem die positiven und negativen Stimmungen, die man schon vor der Einnahme in sich verspürte. Die Wirkung, die man wahrnimmt, und die Risikofaktoren, welche die Wahrscheinlichkeit von störenden Effekten erhöhen können, sind nicht nur von der Dosierung und der Kombination (Mischung) der konsumierten Substanzen abhängig, sondern maßgeblich auch von der Erwartungshaltung, der körperlichen Verfassung, der Stimmung und den persönlichen Vorbereitungen auf die Drogeneinnahme sowie von der Atmosphäre, die einen umgibt.

Wenn man selbst nicht in guter Verfassung ist, helfen auch keine Psychoaktiva.

Die drei Begriffe Drug, Set und Setting zur Beschreibung therapeutischer und ritueller Drogensitzungen wurden in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts von Timothy Leary, dem Harvard¬Professor für Psychologie, eingeführt. Der Begriff Set bezieht sich auf das, was jemand in die Konsumsituation einbringt, also die persönlichen Erinnerungen, die eigene Lernfähigkeit, das individuelle Temperament, das vertraute emotionale, ethische und rationale Wertesystem und vor allem die Erwartungshaltung an die Drogenerfahrung. Das Setting bezieht sich auf das soziale, räumliche und emotionelle Umfeld, das einen vor, während und nach dem Drogengebrauch umgibt. Die wichtigsten Aspekte des Settings sind jedoch das Verhalten, das Verständnis und das Einfühlungsvermögen derjenigen, die den Konsumierenden die Drogen überreicht haben. Informationen zu den Eigenschaften der Drogen (Drug), das heißt die rein substanzbezogenen Informationen, kann man in Büchern oder Broschüren nachlesen. Doch die interagierenden Faktoren der inneren Bereitschaft (Set) und der äußeren Umstände (Setting) entziehen sich einer normierten Betrachtungsweise.

Erfahrene Psychonauten achten auf das richtige Setting für ihre psychedelischen Reisen. Psychoaktiva sind Mittel für einen bestimmten Zweck, und das richtige Setting kann einen großen Einfluss auf das Gelingen des angestrebten Ziels haben. Ein falsches Setting hingegen kann nicht nur den Genuss minimieren, sondern auch das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen massiv erhöhen. Nicht selten sitzen Leute einfach nur herum und machen nichts anderes, als diverse Drogen zu konsumieren. Zwischendurch beschäftigen sie sich mal mit ihrem Smartphone, um dann gleich die nächste Dosis einzunehmen. Dabei werden sie einfach nur immer breiter, ohne Sinn und Zweck. Diesem Konsumtrend – bei dem sich weder wahres Glück noch Befriedigung zeigt – will Lucy’s Rausch mit Empfehlungen zur Drogengenusskultur und zur Bewusstseinserweiterung mittels Psychoaktiva entgegenwirken.

Hans Cousto ist Sachbuchautor, Musikwissenschaftler und Mitbegründer von Eve&Rave Berlin.