Regelmäßige Mikrodosen DMT verringern Ängste in Ratten

Psychedelic Science News

Foto: Janet Stephens

Gute Laune, Kreativität und Produktivität, aber auch Reizbarkeit und Einschlafprobleme – der Fundus an Anekdoten zu psychedelischen Mikrodosierungen, im Internet und anderswo, ist groß. Die wissenschaftliche Erforschung des Themas steht jedoch noch am Anfang; zentrale Fragen zu gesundheitlichen Folgen und tatsächlicher Wirksamkeit sind noch nicht beantwortet.

US-amerikanische Forscher um Lindsay Cameron untersuchten nun die Auswirkungen von regelmäßigen Mikrodosen N,N-DMT auf Ratten. In ihren Experimenten gaben sie einer Gruppe von Versuchstieren sieben Wochen lang jeden dritten Tag ein Zehntel der sonst für Ratten üblichen psychedelischen Dosis N,N-DMT. Ab der zweiten Woche stellten sie den Tieren an den dosisfreien Tagen eine Reihe von emotionalen, sozialen und intellektuellen Aufgaben –Labyrinthe erkunden, schwimmen, klettern oder mit neu hinzugefügten Artgenossen interagieren. Um ihre Anfälligkeit für Depressionen und Traumatisierung zu testen, verabreichte man ihnen in einer bestimmten Umgebung kleine Elektroschocks, die am folgenden Tag bei gleichbleibender Szenerie nicht mehr wiederholt wurden. Aus der Dauer des Vorsichtsverhaltens der Tiere ließ sich der Grad der Traumatisierung ablesen. Die Ergebnisse dieser Tests, die körperliche Fitness und das Sozialverhalten der Tiere wurden mit denen einer mit Placebo behandelten Gruppe von Versuchstieren verglichen.

Die mikrodosierten Ratten zwaren deutlich weniger ängstlich und weniger anfällig für Depressionen, wobei ihre Gedächtnisleistungen und sozialen Fähigkeiten nicht beeinträchtigt wurden. Nach einer Traumatisierung konnten sie zudem die erworbenen Ängste schneller wieder abbauen. Als kuriose Nebenwirkung stellte man eine signifikante Erhöhung des Körpergewichts fest, die bei einmalig oder gar nicht psychedelisch behandelten Ratten nicht zu beobachten war. Insgesamt konnten angstlösende und antidepressive Effekte beobachtet werden, ohne dass die Tiere eine für Ratten typischerweise angstvolle starke psychedelische Erfahrung durchmachen mussten.

Die Forscher waren überrascht, bei derart geringen Dosierungen des nur 15 Minuten aktiven N,N-DMT eindeutige Verhaltensänderungen bei den Versuchstieren zu beobachten. Da die verschiedenen Verhaltens- und Intelligenztests an den Tagen ohne Dosierung durchgeführt wurden, konnten die Veränderungen nicht vom unmittelbaren Effekt der Substanz herrühren. Die Erklärung könnte in den psychoplastogenen Eigenschaften aller klassischen Psychedelika liegen, darunter auch LSD und Psilocybin, liegen: Diese regen Nervenzellen zur Verzweigung und Verknüpfung an und werden mit Lernprozessen in Verbindung gebracht. Obwohl man die Ergebnisse von Tierstudien niemals unmittelbar auf den Menschen übertragen kann, ist diese Studie ein weiterer aussagekräftiger Hinweis auf die Wirksamkeit von psychedelischen Mikrodosierungen.

Quelle: Cameron et al., 2019, ACS Chemical Neuroscience, Chronic, Intermittent Microdoses of the Psychedelic N,NDimethyltryptamine (DMT) Produce Positive Effects on Mood and Anxiety in Rodents