Eleusis kompakt (1)

Psychoaktive Forschung mit Giorgio Samorini

PFLANZEN

Datura stramonium
Überraschende Neuigkeiten vom Stechapfel: Neben den bereits bekannten Tropanalkaloiden enthält Datura stramonium außerdem die Stimulanzien Amphetamin, 3-Methoxy­amphe­tamin, Norephedrin und Cathin (eine der im Kath-Strauch Catha edulis vorkommenden Substanzen). Darüber hinaus hat der Stechapfel MAO-hemmende Eigenschaften. Amphetamin wurde 1887 vom rumänischen Chemiker Lazar Edeleanu in einem Berliner Labor synthetisiert. Es mutet seltsam an, dass Amphetamine in Datura nachgewiesen werden konnten. So etwas kommt in der Natur durchaus auch anderswo vor. Unter den Claviceps-Pilzen, die normalerweise Ergotalkaloide (wie z.B. LSA) enthalten, gibt es beispielsweise eine Art, die ausschließlich Koffein enthält.

Quelle: Panagiota, N. et al. (2012): Accidental [sic] poisoning ingestion of «aphrodisiac» berries: diagnosis by analytical toxicology. J.Emerg.Med., 42: 662-5.

Mandragora-Früchte
könnten psychoaktive Eigenschaften haben. Obwohl es Menschen gibt, die Alraunenfrüchte ohne jeden pharmakologischen Effekt gegessen haben, wurde jetzt der Fall eines Manns in Griechenland bekannt, der nach dem Verzehr von fünf Alraunenfrüchten zu aphrodisischen Zwecken mit einem akuten anticholinergen Syndrom und Halluzinose ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Die Analyse der Früchte ergab das Vorhandensein von Scopolamin und Hyoscyamin.

Quelle: Panagiota, N. et al. (2012): Accidental [sic] poisoning ingestion of «aphrodisiac» berries: diagnosis by analytical toxicology. J.Emerg.Med., 42: 662-5.

DMT & MAO-HEMMER

Weißes oder gelbes DMT?
In den vergangenen Jahrzehnten diskutierten DMT-Liebhaber immer wieder über die gelbe Farbe von DMT-Kristallen, die aus Mimosa- und Acacia-Arten isoliert wurden. Meist nahm man an, dass es sich dabei um einen Hinweis auf Verunreinigungen handeln könne. Jetzt scheint das Rätsel gelöst. Es gibt mindestens zwei Formen von DMT: Die Form I ist weiß, der Schmelzpunkt liegt bei 57–58 °C. Die Form II ist von gelblicher Farbe, der Schmelzpunkt liegt bei 45–46 °C. Man vermutet, dass es noch eine Form III mit Schmelzpunkt bei 73–74 °C geben könnte. Die gelbe Farbe von DMT-Kristallen weist also nicht zwingend auf Verunreinigungen hin, sondern es könnte sich dabei um DMT der Form II handeln. Diese neuen Erkenntnisse machen klar, dass die Verdampfungsmethode sich maßgeblich auf die Effektivität des Moleküls auswirkt. Hält man die Temperatur zu gering, löst sich von Form I kein Vapor. Ist die Temperatur jedoch zu hoch gewählt, zerstört dies rasch die Form II.

Gaujac, A. et al. (2013): Investigations into the polymorphic properties of N,N-dimethyltryptamine by X-ray diffraction and differential scanning calorimetry. Microchem. J., 110: 146–57. • Gaujac, A.(2013): Estudios sobre o psicoactivo N,N-dimetiltriptamina (DMT) em Mimosa tenuiflora (Willd.) Poiret e em bebidas consumidas em contexto religioso. Thesis de Pós-Graduação em Química, Universidad Federal da Bahia, Salvador [online verfügbar].

DMT und Thanatos
Rick Strassman vermutet, dass endogenes DMT eine Rolle bei einschneidenden Lebensereignissen spielt, zum Beispiel während der Geburt und des Sterbens. Gemäß einem wissenschaftlichen Artikel von 2013 wird möglicherweise in lebensbedrohlichen Situationen – z.B. bei Herz-Kreislauf-Stillstand oder bei starken körperlichen Leiden – in der Lunge DMT in großen Mengen synthetisiert, das dann über den Blutkreislauf das Gehirn erreicht. Diese DMT-Überproduktion nennen Pharmakologen einen «außergewöhnlichen Ansatz, um die Gehirnfunktionen zu schützen». Es ist also nicht ausgeschlossen, dass die Überproduktion von DMT auch bei Sterbeprozessen diese Funktion erfüllt.

Frecska, E. et al. (2013): A possibly sigma-1 receptor mediated role of dimethyltrypta­mine in tissue protection, regeneration, and immunity.  J.Neural Transm. 120(9): 1295–1303.

Scopoletin ist ein MAO-B-Inhibitor
Das psychoaktive Molekül Scopoletin findet sich in vielen Pflanzen, z.B. in den Brunfelsia-Arten, deren Blätter traditionell als Ayahuasca- und Jurema (Mimosa spp.)-Additive verwendet werden. Laut neuen pharmakologischen Studien hat Scopoletin MAO-hemmende Eigenschaften; dies wiederum erklärt die Verwendung der Pflanze als Additiv bei DMT-­Entheogen-­Rezepturen. Die indigenen Ethnien Süd­amerikas wissen sehr genau, was sie tun.

Quelle: Basu, M. et al. (2016): Effect of scopoletin on monoamine oxidases and brain amines. Neurochem.Int., 93: 113-7.

Tetrapterys mucronata
ist eine Pflanze, die in Brasilien traditionell als Ayahuasca-Zusatz Verwendung findet. Sie verstärkt den visionä­ren Schamanentrank, weil ihre Stammrinde psychedelische Tryptamine enthält– u.a. 5-MeO-NMT, Bufotenin und 5-MeO-Bufotenin und außerdem ein Tetrahydro-Beta-Carbolin, das MAO-hemmende Eigenschaften aufweist. Auch hier wissen die Schamanen genau, was sie tun.

Queiroz, M.F. et al. (2014): Chemical Composition of the Bark of Tetrapterys mucronata and Identification of Acetylcholinesterase Inhibitor Constituents. J.Nat.Prod., 77: 650-6. • Queiroz, M.F. et al. (2015): LC-MS/MS Quantitative Determination of Tetrapterys mucronata Alkaloids, a Plant Occasionally Used in Ayahuasca Preparations. Phytochem.Anal. 26(3): 183-8.

PILZE

In Uganda verwendet der Stamm der Butiko ein Symbol als Erkennungszeichen, das zwei Pilze mit der typischen Papille auf dem Hut zeigt. Für die Butiko symbolisiert das Emblem die Heiligkeit ihrer Ahnen: ein weiterer Hinweis auf Wissen über psychedelische Pilze in Afrika. Außerdem wurde eine neue Psilocybe-Art entdeckt. Der inzwischen verstorbene mexikanische Mykologe Gastón Guzmán fand und beschrieb Psilocybe congolensis aus dem Kongo. Es war der letzte Pilz, den Guzmán entdeckte, bevor er die Dimension wechselte.

G. Guzmán et al. (2014): Psilocybe s. str. (Agaricales, Strophariaceae) in Africa with description of a new species from the Congo.Sydowia, 66: 43–53.

TIERE

Jagdhunde auf Drogen
Jagdhunde auf Drogen Überall in der Welt werden Jagdhunde mit Drogen aller Art gedopt, um ihre Fähigkeiten während der Jagd zu verbessern: Ayahuasca, Stechapfel, DMT enthaltende Samen und Tabak, als Trank, als Snuff, in Form von Rauch, als Klistier oder als Augentropfen. Die Shuar aus Ecuador lassen ihre Hunde an der verbrennenden Rinde eines bestimmten Baums schnuppern, um damit eine telepathische Verbindung zwischen Hund und Jäger herzustellen – und die Hunde scheinen das sehr zu mögen!

Bennett, B. & R. Alarcón (2015): Hunting and hallucinogens: the use of psychoactive and other plants to improve the hunting ability of dogs. J.Ethnopharm. 171:171–83.