Wie Visionen auf die Leinwand kommen

Die visionäre Realistin Martina Hoffmann

Thoth-Hermes, 2017, Öl auf Leinwand, 45 x 75 cm

Auszug aus dem Heft

Martina Hoffmann. Foto: CME

Ach, könnte ich die fantastische Bilderflut meiner Visionen doch nur malen und so vermitteln, was ich auf meinen inneren Reisen sehe! – Diesen Stoßseufzer kennen viele Psychonauten; leider müssen sie oft gleichzeitig erkennen, dass ihnen dies unmöglich ist.
Eine, die das kann, ist die 1957 in Bielefeld geborene Künstlerin Martina Hoffmann: Ihre auf Leinwand gebannten Visionen sicherten ihr die Bewunderung berühmter Kollegen wie des Oscargekrönten Alien-Schöpfers HR Giger (1940–2014), dessen Werk 1998 im HR Giger Museum in Gruyères (Greyerz, Kanton Fribourg) eine würdige Heimat fand, ebenso wie seine Privatsammlung fantastischer Kunst.
Dort begegnete ich Martina Hoffmann zur Vernissage ihrer Ausstellung persönlich. Am 21. April 2018, zwei Tage nach dem eintägigen Kongress in Basel zum Jubiläum 75 Jahre LSD-Erfahrung. Dank der Initiative von Carmen Giger (Gigers zweiter Ehefrau und Witwe), die die Ausstellung ermöglichte, waren im HR Giger Museum Originalgemälde und Drucke von Martina Hoffmann und ihrem Mann Robert Venosa, dem US-amerikanischen Kunstmaler und Freund von HR Giger, zu sehen.
Hoffmanns Bilder faszinieren mich seit langem. Dass man die Begeisterung für das Werk nicht zwangsläufig auf die Person übertragen kann, die es erschuf, haben mich Begegnungen mit Künstlern gelehrt. Selten traf ich auf eine Künstlerin, die so authentisch ist. Klar und gelassen schilderte sie ihre Ayahuasca-Visionen als wichtige Inspirationsquelle vieler Gemälde.
«Ich möchte das feine Netzwerk des Lebens vergegenwärtigen. Alles ist mit allem verbunden. Alles hängt voneinander ab. Wir sind eine globale menschliche Familie; jenseits aller kultureller Grenzen. » Das sei ihr künstlerisches Anliegen, erklärte Martina Hoffmann auf ruhige und selbstverständliche Art und bewahrte so diese gewaltige Aussage vor jeglichem Kitsch.
Hoffmann bezeichnet sich als «visionäre Realistin». In ihrer Eröffnungsrede (und im persönlichen Austausch) erhellte sie ihren Werdegang: «Schon als Kind hatte ich intensive visionäre Erfahrungen in der Natur. Und schon früh erkundete ich künstlerische Mittel und Ausdrucksmöglichkeiten. 1981 begegnete ich Robert Venosa (1936–2011) in Cadaques, Spanien, einem kleinen katalanischen Fischerdorf, das als Wohnsitz von Salvador Dali welberühmt wurde. Das war ein zentraler Wendepunkt in meinem Leben. […]

Thoth-Hermes, 2017, Öl auf Leinwand, 45 x 75 cm

Claudia Müller-Ebeling