Drug-Checking in Deutschland

Pill-Testing in der Bundesrepublik?

Die deutsche Bundeshauptstadt Berlin. Bildquelle: CC-BY-SA 3.0 Savin

Das (fast) weltumfassende Verbot vieler psychotroper Stoffe sorgt dafür, dass Drogenschwarzmärkte entstehen, auf denen unter anderem unreine Substanzen von Laien oder Betrügern an teilweise unwissende Konsumenten verkauft werden können. Weil keine wissenschaftlich oder staatlich zertifizierte Überprüfung vor dem Verkauf gewährleistet werden kann, sind viele Psychoaktiva, die auf dem Schwarzmarkt kursieren, nicht das, als was sie verkauft werden. Zahllose Mittel und Wege wurden schon erdacht, um Rauschmittel zu strecken: Die Horrorgeschichten rangieren von Plastik (Brix) auf und Blei in Cannabis-Blüten bis hin zu geraspelten CDs im Kokain. Dies kann Ursache für schwerwiegende, wenn nicht gar tödliche Drogennotfälle sein. Deswegen entstanden in zahlreichen europäischen Staaten vergangene Dekade zahlreiche Programme, die diesem Umstand mittels professioneller Analyse der illegalen Substanzen entgegenwirken wollen. Konsumenten können sich an sogenannte Drug-Checking– bzw. Pill-Testing-Stellen wenden, um ihre Substanzen anschließend sicherer und mit einem besseren Gefühl genießen zu können.

Staatlich geförderte Safer-Use- und Drug-Checking-Programme sind in Europa keine Seltenheit mehr. In den Niederlanden, Frankreich, Österreich und der Schweiz existieren bereits Programme bzw. Modellprojekte hinsichtlich der Prüfung illegalisierter Drogen, die mehr Sicherheit für Konsumenten garantieren. Durch direkten Kontakt und Gespräche mit Ärzten und ausgebildeten Beratern wird nicht nur eine Überprüfung der Reinheit der jeweiligen Droge ermöglicht, sondern dem Drug-Checking auch eine wichtige soziale bzw. psychologische Dimension hinzugefügt, die viele Konsumenten illegaler Drogen zur Reflexion über den eigenen Umgang mit psychoaktiven Substanzen anregt.

Während in Luxemburg seit Beginn dieses Jahres gar eine Cannabis-Legalisierung mitsamt staatlich organisierter Hanfwirtschaft geplant wird, sieht es in Deutschland derweil selbst im Bereich des Drug- und Pill-Testing sehr mau aus. Seit Jahren kämpfen die großen politischen Parteien gegen ebensolche Projekte, – wollten nur mehr Prohibition und polizeiliche „Prävention“ – wobei glücklicherweise ein derzeitiger Umschwung innerparteilicher drogenpolitischer Verhältnisse bei SPD, FDP und der Linken wahrzunehmen ist.

Tibor Harrach (B90/Gr) ist Projektleiter des zukünftigen Berliner Drug-Checking-Programms, das neben dem Beratungsprojekt Sonar und einer bereits existierenden Drogensprechstunde Lichtblicke des öffentlichen Umgangs mit dem Thema der illegalen Drogen darstellt. Gemeinsam mit der Schwulenberatung und den Vereinen Fixpunkt sowie Vista möchte man das vom Berliner Senat genehmigte Unterfangen schultern, das „sich über die Partyszene hinaus an alle Konsumenten illegaler psychoaktiver Substanzen“ richten soll, so Harrach.

Ähnliche Aktionen gab es tatsächlich schon in den 90er-Jahren, beispielsweise mit dem Verein Eve & Rave, der sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz große Erfolge verzeichnen konnte – und auch heute noch existiert.

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