Safer Use – Ein Ratgeber zum risikoarmen Verhalten (II)

Die Bedeutung des Settings vor, während und nach dem Konsum

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Auszug aus dem Magazin

Der erste Teil dieser Artikelreihe hat es aufgezeigt: Eine risikoarme Haltung nimmt in Bezug auf die Risiken psychoaktiver Substanzen eine wichtige Rolle ein. Psychoaktive Substanzen weisen ein breites Spektrum an positiven Effekten auf. Konsum ist jedoch immer auch mit Risiken verbunden, und wo eine Wirkung sich entfaltet, treten Nebenwirkungen auf. Um keine unnötigen Risiken einzugehen, sollte man dem Substanzkonsum generell mit einer risikoarmen Haltung begegnen. Diese hilft, potentielle Sekundärschäden, induziert durch den Konsum psychoaktiver Substanzen, zu vermindern. Zentral ist dabei das Konzept Drug, Set und Setting, das die Zusammenhänge zwischen der psychoaktiven Substanz (Drug), der Person (Set), dem Ort und den Personen, mit welchen man konsumiert (Setting), beschreibt (Leary et al. 1969). Das Konzept von Drug, Set und Setting lässt sich um die Ebenen vor, während und nach dem Konsum erweitern (siehe Tabelle oben).

Die Entwicklung einer risikoarmen Haltung bedeutet ein lebenslanges Lernen. Bei den erlebten Erfahrungen handelt es sich also um reine Anhaltspunkte. Bei der Reflektion der eigenen Konsumerfahrungen können in Foren geteilte Erfahrungen nützlich sein. Dies gilt vor allem dann, wenn eine möglichst große Gruppe von Konsumierenden ihre eigenen Erfahrungen in anonymisierter Form anderen Konsumierenden zugänglich macht. Die wichtigsten deutschsprachigen Foren sind u.a. eve-rave.ch und land-der-traeume.de.

Der zweite Teil dieses Ratgebers legt den Fokus auf die Ebene des Settings – als Ort des Konsums, aber auch des Come Down. Das Setting setzt sich dabei aus einem konkreten Ort, dessen Infrastruktur und den anwesenden Personen zusammen. Dabei kann es sich um Freunde, (Mit-)Konsumierende, aber auch um Personen handeln, die sich zufällig an diesem Ort aufhalten.

Die Wahl des richtigen Settings

Vor dem Konsum
Bevor man sich auf eine psychonautische Reise begibt, sollten der Ort und die Reisebegleitung bekannt sein. Ausschlaggebend für die Wahl des richtigen Settings sind die beabsichtigte Rauscherfahrung, die Substanz(en), die konsumiert werden sollen, sowie bereits vorhandene Substanz- und Konsumerfahrungen.

Bei einer beabsichtigten Rauscherfahrung sollte man sich bewusst machen, dass gewisse Rauschzustände die Mobilität einschränken oder verunmöglichen und/oder zu sehr intensiven psychischen Erfahrungen führen. Deshalb sollte man sich vor jedem Konsum fragen, ob das gewählte Setting den Zugang/Gebrauch von Safer-Use-Materialien zulässt und ob sedierende oder intensivere Rauscherfahrungen an diesem Ort möglich sind. Stark sedierende Substanzen wie GHB/GBL oder Ketamin sollte man nur zusammen mit Vertrauenspersonen konsumieren. Sonst läuft man Gefahr, ein Opfer von Gewalt oder sexuellen Übergriffen zu werden.

Handelt es sich um ein Club- oder Festival-Setting, informiert man sich im Idealfall darüber, ob ein Nightlife-Präventionsangebot, eventuell mit Drug-Checking-Service, vor Ort präsent ist. An Festivals oder in Clubs sind Safer-Use-Materialien und Infos zu psychoaktiven Substanzen oder Substanzwarnungen oft standardmäßig vorhanden. Es handelt sich dabei um Events, die sich am Safer-Clubbing-Prinzip orientieren. Weitere Informationen finden sich unter partyplus.eu oder safer-clubbing.ch (Bücheli 2014). In Bezug auf die Substanz gilt es zu beachten, dass man je nach Produkt und Aufnahmeform spezifische Safer-Use-Materialien benötigt.

Substanzerfahrungen sind Erfahrungen mit einer bestimmten psychoaktiven Substanz. Von Konsumerfahrungen spricht man dann, wenn Erfahrungen mit verschiedenen Substanzen in unterschiedlichen Settings vorliegen. Je größer der Erfahrungsschatz ist, desto leichter findet man sich berauscht in einem Setting zurecht. Man ist dann eher in der Lage, in einer kritischen Situation – beispielsweise bei Unwohlsein oder Überforderung –

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Alex Bücheli

Den ganzen Artikel kannst du im Magazin Lucy’s Rausch Nr. 3 lesen. Hier bestellen.