Führerschein und Drogen? Das passt normalerweise schlecht zusammen. Aber warum nicht ein Führerschein, der den Bezug individueller Mengen von Substanzen in bester Qualität regelt? Zu beziehen in ausgewiesenen Fachgeschäften mit entsprechend ausgebildetem Personal?
Statt immer nur allgemein eine Legalisierung, eine Entkriminalisierung oder eine Regulierung zu fordern, sollten wir uns ernsthaft Gedanken darüber machen, wie ein legaler Umgang mit psychoaktiven Substanzen in Zukunft ganz konkret aussehen könnte.
Es gibt eine Vielzahl von indigenen Völkern, die über eine jahrtausendalte Tradition im Umgang mit psychoaktiven Pflanzen verfügen. Einiges können
wir von ihren Ritualen lernen und durchaus übernehmen. In einer durchstrukturierten Gesellschaft wie der unseren mit ihren vielen Gesetzen und Vorschriften braucht es jedoch Regulierungen, die unserer Kultur entsprechen. Die Problematik zeigt sich beispielsweise bei aktuellen Forschungsprojekten mit Ayahuasca: Der Sud, wie ihn Schamanen einsetzen und von dem sie je nach Teilnehmer eine individuelle Dosis verabreichen, lässt sich nicht nach wissenschaftlichen Kriterien standardisieren.
Wieso überhaupt ein Führerschein? Niemand würde sich in einen Ferrari setzen und losfahren, ohne zuvor eine theoretische wie praktische Einführung erhalten zu haben – und erst recht nicht würde man mit einem Düsenjet losfliegen, mit dem sich eine DMT- oder LSD-Erfahrung am ehesten vergleichen lässt (auch wenn der erste Trip auf einem Fahrrad stattfand) Der «Fahrlehrer» wäre ein erfahrener Psychonaut, die «Prüfung» wäre eine Initiation oder ein Ritual schamanischer und/oder psycholytischer Art.
Wie sähe es bei entheogenen Pflanzen oder Pilzen aus? Da lässt sich ein Vergleich mit Cannabis ziehen: Für den persönlichen Konsum und in einer
definierten Menge sollte der Eigenanbau erlaubt sein. Im Handel müssten die Inhaltsstoffe deklariert sein wie bei einem Heilmittel – samt allen bekannten Safer-Use-Regeln.
Einige als Partydrogen verwendete Substanzen sind bereits als Medikamente im Handel (Ketamin, Ritalin, Amphetamine, Codein u.a.). Das könnten sie auch weiterhin bleiben – mit ehrlichen Informationen zu einem vernünftigen rekreativen Gebrauch auf dem Beipackzettel.
Der Umgang mit Stimulanzien wie Amphetamin oder Kokain wäre wohl schnell in die Gesellschaft integriert: Wir törnen uns ja bereits täglich an – mit Kaffee, Red Bull und weiteren leistungssteigernden Mittelchen. Der Kaffeegenuss, im 18. Jahrhundert noch verboten, etablierte sich durch die Legalisierung, der Umgang damit wurde kultiviert.
Bei Kokain wäre es durchaus sinnvoll, wenn die Urpflanze, die Cocablätter, als Tee wieder in der Drogerie oder im Fachhandel angeboten würde. Das Konzentrat, also Kokain, würde – genauso wie andere synthetisierte und vermarktete psychoaktive Stoffe – in entsprechenden Verpackungen mit genauen Inhaltsangaben und Informationen zur Wirkungsweise sowie zu Risiken und Nebenwirkungen verkauft. Unter diesen Bedingungen wäre auch nichts dagegen einzuwenden, wenn man die Opiumtinktur Laudanum wieder legal beziehen könnte.
Jedenfalls bin ich gespannt, wann es den ersten chipgesteuerten Drogen-Führerschein geben wird, mit dem wir die uns zustehenden diversen psychoaktiven Substanzen legal beziehen können.
Roger Liggenstorfer, Herausgeber